Herbst

Ich habe heute leider kein Foto für euch (Wenn ihr wollt, könnt ihr mir ja ein paar Fotos schicken). So unvorstellbar das klingt, hier gibt es nichts, das auch nur annähernd an die Zeit erinnert, um die sich heute all meine Gedanken drehen: Den Herbst.

Klar, für euch Deutsche ist es nichts Besonderes, dass die Sonne früher versinkt, dass die Oma Apfelkuchen backt, dass Kastanien und Blätter die Wege säumen. Für manch ein Sommerkind mag es sogar unangenehm sein. Bei mir hat es immer noch unverändert 30°C und die Sonne steht, wie am ersten Tag, immer noch bis exakt halb 7 am Himmel. Und ich kann euch sagen: Ich vermiss den Herbst.

Um all meine schmerzlichen Erinnerungen zu verarbeiten, habe ich ein kleines Gedicht verfasst. Viel Spaß beim Lesen, Aufschauen und Wahrnehmen.

 

Die Sonne schenkt uns lange Tage,

Zu Leben und Streben reichlich Zeit.

Sodass ich bald ermattet frage,

Nach Ruhe und Behaglichkeit.

 

Am Strand ists gemütlich, wäre da nicht der Sand,

Wer sein Sofa ehrt, ist niemals bescheuert.

Er ruhet und mit ihm das ganze Land,

Das vom Nebel bedeckt seine Schönheit erneuert.

 

Vergessen sind Hitze und Sonnenbrand,

Wenn kalte Nächte zum Ofen locken,

Die Menschheit kein Gewandt erfand,

gemütlicher als wollene Socken.

 

Kein Scheinwerferkegel, kein Neonstrahl,

Berührt mich mehr als das Licht einer Kerze.

Kalkül und Logik macht den Menschen genial,

Sympathisch wird er durch seine Scherze.

 

Der Sommerwald, so grün und frisch,

Wird Kunstwerk, gelb und rot wie Rost.

Das Wasser schmecket wohl dem Fisch.

Der Mensch trinkt lieber Apfelmost.

 

Eis und Erdbeeren erfreuen den Gaumen.

Doch Nuss und Getreide spendet Kraft.

Statt aus Neuseeland kommen die Pflaumen

Und Äpfel aus der Nachbarschaft.

 

Ein dröhnender Bass ist der mächtigste Klang?

Vom Gegenteil singt Saitengeflüster.

Menschen, die sich kennen, ein Leben lang,

Macht die Zeit, die sie teilen, erst zu Geschwistern.

 

Ein Mensch genießt die Sonnenstrahlen,

verliebt sich doch ins Abendrot.

Manch einer isst Mehl grad frisch gemahlen,

Anderer backt sich daraus erst Brot.

 

Fröhlich bestellt der Bauer sein Feld

Noch lieber bestellt er Spätzle mit Soße

Badeshorts trägt kein Frauenheld,

Sondern lange Unterhose.

 

Blumen und Graß gefallen der Nas‘

Doch den Verstand rauben Zimt und Tannen.

Schlürf nicht dein Leben im Cocktailglas,

Trink es wie Glühwein aus tiefen Kannen.

 

Die Menschen lieben die Sommerzeit,

Wollen atemlos durchs Leben hasten.

Doch nichts auf dieser Erde gedeiht,

Gewährt man ihm keine Zeit zum Rasten.

 

Gott will den Herbst uns Menschen schenken,

Damit uns die Ruhe erhalten bleibt.

Dies Lied besingt die besinnliche Zeit

Auf dass wir stets ihren Frieden bedenken.

4 Gedanken zu “Herbst

  1. Ursel Weiss

    Hallo Johannes,
    wenn ich dein Herbstgedicht so lese kommen mir Gedanken in den Sinn,
    als wir in Australien waren. Den Herbst hab ich da nicht vermisst.,da die Sonne und die Wärme für mich positiver waren als der Nebel in Deutschland.
    Doch bei mir war es der Frühling.
    Wenn, nach dem Winter, die Tulpen und Narzissen normalerweise kommen. Das hab ich sehr vermisst.
    Wenn man hier in Deutschland seinen Tagesablauf hat, werden einem die wechselnden Jahreszeiten nicht so bewusst und nimmt sie nicht so war.
    Doch wenn es so ist, wie bei dir, dass es immer nur warm und heiß ist. Das können wir, die "Deutschen" nicht so ab.
    In Sydney haben sich die Deutschen zusammengetan und haben z. B. den Martinsumzug durchgeführt. Denn es werden dann, fern der Heimat, diese Rituale, die man als Kind immer wieder erfahren durfte, sehr wichtig.
    Da musste ich lachen von deiner Heimertinger Oma. Ich kenne zwar nicht das Gebäck, was sie macht doch das ist auch so etwas.

    herzliche Grüße und sehe immer das positive aus allem, wenn du fern der Heimat bist . Diese Gefühle kann man nur erleben ,die kann keiner kaufen, mit noch so viel Geld. Und du wirst Jahre danach immer noch mit warmen Gefühlen daran zurückdenken. Ich spreche aus Erfahrung.
    Liebe Grüße aus dem nebeligen Fellheim

    Antwort
    1. Johannes

      Beitragsautor

      Hallo Ursel,

      das Vermissen von gewohnten Dingen empfinde ich als sehr schönes Gefühl, wie das Warten auf ein besonderes Ereignis. Alles, was mir jetzt fehlt, werde ich noch viele Male erleben dürfen, mit dem einzigen Unterschied, dass ich es von nun an wohl in einem anderen Licht betrachten werde. Außerdem bin ich wirklich die meiste Zeit damit beschäftigt, das warme Badewetter und die tropischen Früchte zu genießen, die man sich hier das ganze Jahr über vom Baum pflücken kann, und natürlich zu arbeiten. :-)

      Was hast du damals in Sydney gemacht?
      Viele Grüße, und danke für die geteilten Erfahungen.

      Antwort
  2. Eva Schickel (neue E-Mail-Adresse!)

    Hallo lieber Johannes,
    Dein Schreiben incl. Fotos vom 11. November lassen uns vermuten, dass du dich zum begeisterten Fußballprofi entwickels; super! weiterhin viel Spaß und Erfolg!

    Dein langes Herbstgedicht habe ich am 13.11. gleich ausgedruckt und zusammen mit Opa und Joschi sind wir es in Ruhe "durchgegangen".
    Die besinnlichen Gedanken über VIELES, was für uns selbstverständlich ist, haben uns sehr beeindruckt! - Gratulation!
    Gefreut habe ich mich darüber, dass du von Opa zwar weder die Haar- noch die Augenfarbe geerbt hast; die poetische Ader jedoch in deinen Genen angekommen ist.
    Du bist allerdings noch besser!
    Mit vielen Grüßen von Joschi und Lukas wünschen wir dir, dass du dich in deiner neuen gewöhnungsbedürftigen Umgebung mit den vielen ungewohnten Ereignissen und Überraschungen immer besser fühlst!
    Wir denken oft an dich und wünschen dir stets alles Gute
    Deine Oma und Opa aus Hei

    Antwort
    1. Johannes

      Beitragsautor

      Liebe Oma,
      wow, ich glaube es gibt keine größere Ehre für einen Dichter, als wenn sogar seine Großeltern seine Werke zu schätzen wissen. Ich hoffe ihr habt bei der Werksanalyse auch die Schaffensumstände und Epochenspezifischen Merkmale berücksichtigt.
      Zumindest konntet ihr das Gedicht auf euere eigenen Erfahrungen übertragen.
      Grüße zurück auch an den Schickel Jungspund

      Euer Johannes

      Antwort

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>