Liebe Leser,

Ja, ich bin wieder daheim. Eine ganze Weile schon, um ehrlich zu sein. Mittlerweile meine ich, den intensiven Prozess des Ankommens weitestgehend überwunden zu haben (mit Hilfe von Vollkorn und Milchprodukten und tatkräftiger Unterstützung meiner Familie, Freunde und 7-Zonen-Matratze) und will euch nun verdientermaßen ein letztes mal schreiben.

Das vergangene Jahr war - um der Frage ein für alle Mal vorzubeugen - eine wahnsinnig vielseitige, nicht immer leichte, aber sehr wertvolle persönliche Erfahrung, die mich mein Leben, meine Heimat und meine Zukunft mit anderen Augen betrachten lässt.

Jeder, der noch mehr wissen, Fotos sehen oder sich einmal philippinisch bekochen lassen will, darf sich gerne bei mir melden und mich in meinem neuen Wohnsitz in München besuchen kommen. Ansonsten vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und Begleitung im Geiste. Ich wünsche euch einen wunderschönen bunten Herbst, eine besinnliche Weihnachtszeit in der Familie und ein tolles Leben!

 

PS: Eine Aufgabe habe ich noch für euch. Stellt euch bitte für morgen 7:00 einen Wecker, sucht euch einen Ort, von dem aus ihr möglichst weit gen Osten seht und wartet, bis die Sonne das Land überflutet.

Lässt sich die Sonne etwas länger Zeit oder bleibt gänzlich untätig, überflutet doch selbst das Land mit einem Lächeln. Manchmal braucht doch jeder etwas Unterstützung. :-)

Schreibt mir, wenn immer euch ein Sonnenaufgang im Leben begegnet, wenn ihr die Sonne aufgehen ließt und denkt dran: jeder Tag ist eine Reise. Jeder Tag ist ein Geschenk.

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News zum Bagproject!!
Dank so vieler großzügiger Taschenkäufer hatten wir endlich genug Geld beisammen für unsere erste Investition: Ein eigenes E-Piano für den Campus und damit für 86 Hände, deren Hauptaufgabe es vor gar nicht all zu langer Zeit noch war, im Dreck nach Essbarem zu wühlen, die einzigartige Chance, das Klavierspielen zu erlernen.
Vielen Dank! Ihr seid großartig!

1 Kommentar

Vom Oberlehrer zum Essensliferanten degradiert, hatte ich heute zum ersten Mal die Ehre, meine ehemaligen Schüler an ihrer neuen Lernanstalt, der Highschool von Sampaloc zu besuchen. Zu meinem Erstaunen scheinen sich die Jungs dort unter den vielen anderen Kindern aus der Nachbarschaft gut eingelebt zu haben. Jeden Abend kommen sie dann verlässlich mit Unmengen an Geschichten und Hausaufgaben im Gepäck zurück auf den Campus und ermöglichen uns Deutschen Bildungstieren doch noch ein wenig Erklärungs- und Ausfragearbeit.

Unbestreitbar ist zumindest, dass dieses fortschrittliche Konzept von echtem Unterricht mit echten Menschen an einer echten Schule die Kinder endlich dahin bringt, wo wir sie haben wollen - in die Gesellschaft.

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Baby, don't waste away a bag, cause ev'ry little thing's gonna be recycled...

Und endlich sind billige Wortwitze mal was wert. Ja, wir brauchen sogar 75 davon, um die Rückseite jeder unserer Taschen mit einer kämpferischen und inspirierenden Botschaft versehen zu können. Auch hier könnt ihr einen kleinen freiwilligen Beitrag leisten, liebe deutschen Spaßvögel...

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Das große Mal-ein-mal hat begonnen. Im Rahmen des Themas Umweltschutz sind dabei der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Ob mit Pinseln und Farbe, Stifen, mit Fingern oder Füßen, bekommt hier jeder die Chance sich für eine gute Sache künstlerisch zu verwiklichen. Macht euch gern selbst schon mal ein Bild davon... ab sofort werden auch Gebote und Bestellungen angenommen!

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25 yards Stoff, 25 Kinder, 25000 Ideen.

Damit ist unser großes Ferienprogramm angelaufen. Der Plan ist - und jetzt wirds kompliziert - unsere Straßenjungs kreativ zu fordern, indem wir mit ihnen Stoffbeutel nähen und gestalten, die wir dann als umweltschondende Alternative zu den inflationär verbreiteten Plastiktüten verkaufen, um mit dem Gewinn schließlich unsere Nanai Vergie zu unterstützen (siehe: Foto), die mit den Wucherkrediten der Banken ihren kleinen Tante-Emma-Laden, mit dem sie unseren Campus seit einigen Monaten stets treu mit selbstgebackenen Snacks versorgt, nicht länger unterhalten kann... Und detailliert beschrieben, hier auf meinem Blog, dient das Ganze letztendlich hoffentlich noch ein paar Menschen am anderen Ende der Welt zur Unterhaltung und Inspiration. Das nenn ich eine Win-Win-Situation. Also passt gut auf!

Vergangenen Freitag fing alles mit einem harmlosen Berg Stoff und 3 Scheren an, bis bald darauf 75 Leinwände bereitlagen, für all unsere kleinen Picasso und Van Gogh Reinkarnationen und alle anderen, die alt genug sind, einen Pinsel zu halten. Das Festmalen ist eröffnet. P1050992 kompP1050946 komp

 

Die Enttäuschung gleich zu Beginn: Folgende Fotos können leider nicht einmal annähend eine Idee davon vermitteln, was am vergangenen Abend im Hallway unseres Dormatory geboten war. Dort musizierten, sangen, rapten, tanzten unsere halbwüchsigen Doppeltstarken und vollführten Kuststücke, als gäbe es auf der Welt nichts leichteres. Gar nicht leicht fiel es dagegen, in der Jury der gestrigen Campusinternen Talentshow zu sitzen. Denn verdient hatte ihn jeder, den begehrten Hauptpreis des Abends: Zahncreme, Duschgel, Waschmittel, Haargel und Schokolade. Das Duo mit dem andächtigsten Praise & Worship Song wurde schließlich zum Sieger gekürt. (Was wieder irgendeiner erzieherischen Strategie von Pädagogenseite der Jury zu verdanken war... Ich hab für den 11 Jährigen Rapper gestimmt - der Kerl ging einfach nur voll ab. Aber bitte, was weiß ich schon...)

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Endlich ist es fertig, nach fleißigem Sägen, Bohren und Knoten, unser selbstgemachtes Kupp-Set. Da erwacht auch schon der Wikinger in den jungen Philippinos (Wie das wohl Ethnisch zu erklären ist?) und die Bambushölzer fliegen uns nur so um die Ohren. Ein paar Handgriffe sind wohl zur Perfektion noch nötig, möchte man es vermeiden, Splitterbomben in das Spiel zu integrieren. Letztendlich bleibt dann nur eine Frage: Was kommt als nächstes unter Hammer und Nagel? Boccia, Schach, oder doch ein Minigolfplatz? Was sagt das Publikum?

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